PM: Die Atomdebatte ist realitätsfern und verantwortungslos

07.02.2025

© Bild Heinrich Inkoferer BUND Naturschutz-Kreisgruppe Landshut

Angesichts der wiederholten Äußerungen einiger Parteien zu einer möglichen Wiederkehr der Atomkraft hat sich das Bündnis für Atomausstieg (BüfA) Landshut Anfang des Monats getroffen und die Argumente geprüft. Im Grunde waren sich die Bündnismitglieder einig, dass die aktuelle Debatte vor allem von den anstehenden Wahlen geprägt ist. Verschiedene Parteien hoffen, gerade im Landshuter Raum, mit einer angeblichen Wiederbelebung der Atomkraft Stimmen zu gewinnen. Zusammenfassend wurde festgestellt, dass das Gerede über eine Wiederinbetriebnahme des AKW Isar II oder der Bau von neuen Atomkraftwerken realitätsfern und verantwortungslos ist.

Louis Herrmann vom Vorstand des Landshuter Bürgerforums gegen Atomkraftwerke betonte, dass die Wiederinbetriebnahme von Isar II  allein deswegen schon illusorisch ist, weil der Eigentümer (E.ON) überhaupt kein Interesse an einem neuerlichen Betrieb des AKW hat. Die bereits verschobene, dringend erforderliche Revision mit den zu bewältigenden Reparaturen würde zu viel Geld verschlingen und dabei noch nicht einmal garantieren, dass danach ein Weiterbetrieb entsprechend der aktuellen Sicherheitsvorschriften ohne weiteres möglich wäre. Es müssten neue Genehmigungen beantragt und neues Personal ausgebildet werden. Ganz davon zu schweigen, dass der Rückbau Tag für Tag weitergeht und wesentliche Komponenten bereits ausgebaut sind.
An „Neuartigen“ Atomreaktoren, die angeblich den Durchbruch in der Energieerzeugung bringen sollen, wird bereits seit Jahrzehnten geforscht. Sie kämpfen bis heute mit technischen Problemen und höchsten Anforderungen an die Materialien. Sollten die Entwicklungen tatsächlich irgendwann zur Marktreife gelangen, würden weitere Jahrzehnte vergehen.  Für die Energiewende und für Rettung des Klimas kämen diese „Superreaktoren“ jedenfalls viel zu spät.

Die Vorsitzende der Kreisgruppe Landshut des BUND Naturschutz  hält die neue Atomdebatte sowohl energiepolitisch, wie umweltpolitisch für falsch. „Wir werden in diesem Sommer schon einige Stunden haben, wo wir uns in Bayern zu 100% mit Photovoltaik-Strom versorgen können. Da werden wir uns eher die Frage stellen: Wie können wir diesen Strom verteilen oder speichern? Ein Atomkraftwerk, egal ob alt oder neu, würde das Stromnetz nur zusätzlich belasten, bzw. verstopfen. Aber auch klimapolitisch ist es vollkommen falsch an neue Reaktoren zu denken. Gerade haben wir erfahren, dass der vergangene Januar erneut der wärmste Monat seit den Temperaturaufzeichnungen weltweit war. Wir müssen schnellstens die fossilen Kraftwerke stilllegen. Neue Atomkraftwerke bräuchten Jahrzehnte! Solaranlagen, Windräder und Speicher können aber an vielen Orten schnell gebaut werden. Und auch der Ausbau des Verteilnetzes muss schneller werden.“

Auch aus gewerkschaftlicher Sicht wäre die Atomkraft für die bayerische Wirtschaft alles andere als sinnvoll. Benjamin Freund von der Landshuter IG Metall erklärt dazu: „Die stromintensive Industrie braucht den günstigen Strompreis, um wettbewerbsfähig zu sein. Dies erfordert vorübergehend einen subventionierten Industriestrompreis von sechs Cent und den schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien sowie der Netze. Hierbei wurde gerade in Bayern viel Zeit verschlafen. Für die Zukunft ist der Neubau von Atomkraftwerken keine Lösung. Die Kosten für Kernkraftwerke sind geradezu explodiert, während Solar- und Windstrom immer billiger wurden. Den Preiswettbewerb haben die Erneuerbaren Energien längst gewonnen und sichern somit für die Verbraucher auf lange Sicht eine billige und nachhaltige Energieversorgung“. Er mahnte aber an, dass die Politik die Verantwortung für das atomare Erbe ernster nehmen soll. „Mehr als 1900 Castoren stehen in Deutschland in 16 Zwischenlagern. Sowohl die Castoren als auch die Zwischenlager haben nur einen Sicherheitsnachweis für 40 Jahre. Bis das atomare Endlager gefunden, genehmigt, gebaut und befüllt ist werden noch einige Jahrzehnte vergehen. Eine verantwortliche Politik muss die Probleme bei der Zwischen- und Endlagerung praktisch angehen und nicht weltfremde Debatten über eine Zukunft der Atomkraft – mit noch mehr Atommüll – führen.“ Das BüfA Landshut erwartet von der zukünftigen Bundesregierung eine ehrgeizige Klimapolitik und keine rückwärtsgewandten, fruchtlosen Debatten über Atomkraft.

Für das BüfA: Kathy Mühlebach-Sturm, Vorsitzende BN KG Landshut

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