Leserbrief: … und dann ist erst mal Schluss“ in der SZ

05.02.18 von Franz Waldmann 

„Zu Ihrem Artikel „… und dann ist erst mal Schluss“ vom 03.02.2018 auf Seite 6 bitte ich Sie folgenden Leserbrief zu veröffentlichen:

Der Artikel in der SZ vom 3. Februar beschreibt die Ängste und Sorgen betroffener Menschen, die durch den Ausstieg aus der Braunkohle direkt betroffen wären. Leider fehlt in den Argumenten der Betroffenen die Schaffung von qualifizierten Arbeitsplätzen durch erneuerbare Energien als auch Notwendigkeit des Braunkohleaustiegs, um die deutschen Klimaziele zu erreichen. Deutschland hat sich völkerrechtlich verpflichtet, diese Klimaziele einzuhalten. Der Inhalt dieser Klimaziele, die aus der Pariser Klimakonferenz COP 21 von 2015 hervorgehen, besagt ebenso, dass jede Nation für sich diese Ziele einzuhalten hat und nicht erst auf viel schlimmere Emittenten von Kohlendioxid verweisen kann.

Zum Leidwesen der Menschen in der Lausitz berichtet die SZ am 11.10.2017, dass der Strom, der in der Lausitz produziert wird, vornehmlich für den Export bestimmt ist und wir dadurch 6 Prozentpunkte unserer Kohlendioxidreduktion verschenken. So wichtig die Arbeitsplätze in dieser strukturschwachen Region sind, so sehr muss ebenso auf den Strukturwandel in der Energiegewinnung forciert werden, um weitere regionale Katastrophen bedingt durch den Klimawandel zu reduzieren oder vermeiden. Noch nie im Verlauf der Erdgeschichte gab es sein so hohe Konzentration von Kohlendioxid als die über 400 ppm derzeit, selbst zu Warmzeiten vor tausenden von Jahren lag die Konzentration unter 300 ppm.

Immer wieder wird versucht, dass Forderungen zum Umwelt und Klimaschutz Arbeitsplatzkiller seien und unsere Wirtschaft gefährden würden. Ich möchte an die anfängliche Diskussion zur Einführung des Katalysators erinneren. Letztlich hat die Einführung der Abgasreinigung in deutschen Kraftfahrzeugen keine Arbeitsplätze gekostet; es wurden eher noch welche geschaffen. Beispiele wie diese lassen sich noch weiter finden. Alle technischen Neuerungen zum Schutz unserer Erde haben eher zu mehr Beschäftigung geführt.

Ingenieurskunst ist doch vielmehr, unsere Anforderungen und Bedürfnisse im Einklang mit unserer schützenswerten Erde zu befriedigen. Was ist an der Förderung und Verbrennung von fosslien Energieträgern nachhaltig, wenn dadurch Landschaften und Naturreservate zerstört werden und dadurch nachhaltig das Klima beeinflusst wird? Was hilft dabei die Furcht, die Elektromobilität könne nicht aus erneuerbaren Energien versorgt werden? Ist in diesen Rechnungen berücksichtigt, dass die Effizienz eines Elektrofahrzeuges um den Faktor 4 bis 5 besser ist als die des Verbrenners? Oder sind diese Zahlen die plumpe Umrechnung der Primärenergie in elektrische Energie?

Eine Studie der Lappeenranta University of Technology vom November 2017 stellt sehr gut dar, dass bis 2050 die elektrische Energieversorgung basierend auf 100% erneuerbarer Energien möglich ist und dazu noch 36 Millionen Arbeitsplätze geschaffen werden. Leider wird diese Möglichkeit der Schaffung neuer qualifizierter Arbeitsplätze nicht betrachtet. Stattdessen lassen sowohl Energiewirtschaft als auch Politik die Betroffenen mit Halbwahrheiten über erneuerbare Energien im Ungewissen.

Dies ist die viel höhere Herausforderung an innovative Ingenieure, eine dezentrale, regenerative und verlässliche Stromerzeugung zu schaffen anstatt an alten Dinosauriern mit mäßigem Wirkungsgrad und hohem Verschmutzungsgrad festzuhalten. Es obliegt der Politik, hier Aufklärungsarbeit zu betreiben, wahre Klimainteressen zu vertreten und sich nicht vom fossilen Imperium vereinnahmen zu lassen.

Franz Waldmann
„Bündnis für Atomausstieg und erneuerbare Energien – Regensburg“

Quelle: BüfA-Facebook

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