Pressemitteilung: Bei einem Super-GAU in Gundremmingen versagt der Katastrophenschutz – Bayer. Innenministerium lügt dreist

23.02.18 aktualisiert mit der Antwort der Staatskanzlei
08_Antwort Staatskanzlei_Feb._2018.pdf

09.01.2018 von Gabi Olbrich-Krakowitzer 

Die Kreis-ÖDP fordert die Praxis der Bevorratung von Kaliumjodidtabletten auf eine ortsnahe Lagerung umzustellen und diese Tabletten vor allem auch an Schulen und Kindertageseinrichtungen zu bevorraten.  Die Partei ist sich sicher, dass bei einem sog. schnellablaufenden Ereignis, also einer schlagartigen Freisetzung von Radioaktivität z.B. als Folge eines Terroranschlages, eine rechtzeitige Versorgung der Bevölkerung in keiner Weise möglich ist. Bisher gäbe es, entgegen der Richtlinien des Freistaates Bayern,  an Schulen und Kindertageseinrichtungen keinerlei Vorkehrungen für einen solchen Katastrophenfall. Kaliumjodidtabletten müssten den Kindern von den Eltern verabreicht werden. Ein Konzept, wie die Kinder und Jugendlichen zu Ihren Eltern kommen, sollte sich eine solche Katastrophe ereignen während  sich die Kinder in diesen Einrichtungen befinden,  existiert offensichtlich an keiner Einrichtung.  Mit Sicherheit aber an keiner landkreiseigenen Schule.

Olbrich-Krakowitzer: „Nehmen wir als Beispiel die Realschule Neusäß. Die Schule liegt ca. 35 km  östlich des AKW, wir haben oft Westwind. Je nach

Bildquelle: www.oedp-augsburg-land.de

Windgeschwindigkeit kann die Strahlung dort binnen 2-3 Stunden eintreffen. Die für eine sog. Jodblockade notwendigen Kaliumjodidtabletten lagern in Bundesverwaltung in Kempten. Aus logistischen Gründen ist es vollkommen unmöglich, dass die Tabletten rechtzeitig eintreffen, denn diese entfalten nur dann die volle Wirkung, wenn sie vor Eintreffen der radioaktiven Wolke eingenommen werden.“  Diesen Zustand hält die Partei für untragbar und hat das  Innenministerium in einem intensiven Schriftwechsel* darauf hingewiesen und Antworten zu diversen Fragen eingefordert. „Wir müssen leider feststellen, dass das Ministerium bestenfalls ausweichende Antworten gibt aber auch nachprüfbar die Unwahrheit sagt“, so Olbrich-Krakowitzer. So wird davon gesprochen, dass der Schulausschuss der Kultusministerkonferenz beschlossen habe keine Bevorratung an Schulen und Kindertageseinrichtungen durchzuführen und dies deshalb nicht möglich sei. Tatsächlich hat sich dieser Schulausschuss aber für nicht zuständig für dieses Problem gesehen.  Weitere Probleme die sich ergeben würden auf die Einrichtungen abgewälzt.  „Wie sollen es z.B. Lehrkräfte, die Kinder an anderen Schulen oder Einrichtungen haben, bewerkstelligen, diese abzuholen und Ihnen die benötigten Tabletten zu beschaffen und zu verabreichen, wenn sie selbst Aufsichtspflicht über andere Kinder haben“, so Olbrich-Krakowitzer. Dies sei nur eine von vielen unbeantworteten Fragen. Während z.B. der Brandschutz überprüft würde, interessiere es offensichtlich niemanden, ob diese Einrichtungen für einen derartigen Katastrophenfall Vorkehrungen getroffen haben.

Olbrich-Krakowitzer: „Wir haben nun einen dringenden Appell an Landrat Sailer gerichtet, sich hier für unser Kinder und Jugendlichen einzusetzen und bei der Bayer. Staatsregierung Druck auszuüben, dass eine Bevorratung an diesen Einrichtungen durchgeführt wird. Diese Bevorratung wird auch von der Strahlenschutzkommission ausdrücklich empfohlen.  In NRW ist zumindest im Raum Aachen die ortsnahe Lagerung und die Bevorratung an diesen Einrichtungen gerade am Laufen. Wenn man will, geht es also“.  Der ödp sei zwar klar, dass Kaliumjodidtabletten nicht vor der gefährlichen radioaktiven Strahlung an sich schützen, aber sie böten Schutz vor dem Risiko an Schilddrüsenkrebs zu erkranken. Diese Krebsform habe sowohl nach dem GAU in Tschernobyl als auch in Fukushima insbesondere bei Kindern und Jugendlichen dramatisch zugenommen.  „Wir sind der Meinung, dass der einzige Schutz der möglich ist, den Menschen auch gewährt werden muss. Dies zu unterlassen halten wir für kriminell“, so die Kreisrätin.  Die ödp unterstütze selbstverständlich auch die Petition, die ein Abschalten auch von Block C Ende 2017 fordert. Olbrich-Krakowitzer:  “ Sofern die Staatsregierung dieser Petition folgt, und es ab Ende des Jahres kein laufendes AKW in der Nachbarschaft mehr gibt,  erübrigt sich die Vorverteilung der Jodtabletten“.

Ökologisch-Demokratische Partei
Kreisverband Augsburg-Land
Gabi Olbrich-Krakowitzer
Kreisvorsitzende und Kreisrätin
Brunnenweg 10 a, D-86845 Großaitingen
fon 08203 / 6465

* Schriftwechsel von Gabi Olbrich-Krakowitzer – Fragen und Antworten des  Innenministeriums stehen zum PDF-Download zur Verfügung: 

01_Innenminister Herrmann wg. Überarbeitung Katastrophenschutz bei radioaktiven Freisetzungen_10.01.17.pdf

02_Antwort Ministerium zu Katastrophenschutzv. 14.03.17.pdf

03_Innenminister Herrmann wg. Antwort Ministerium zu Überarbeitung Katastrophenschutz_23.03.17.pdf

04_Antwort 3 Innenministerium wg. Anfrage Katastrophenschutz v. 17.04.17.pdf

05_Schreiben an Innenminister Herrmann wg. Antwort Ministerium zu Überarbeitung Katastrophenschutz vom 17.04.17.pdf

06_Antwort 4 Innenministerium wg. Anfrage Katastrophenschutz v. 13.06.17.pdf

Offener Brief an die Bayerische Staatskanzlei Herrn Ministerpräsident Horst Seehofer

07_Ministerpräsident_Horst_Seehofer_ wg._Antworten_Innenministerium_zu_Überarbeitung_Katastrophenschutz_14.01.18.pdf

08_Antwort Staatskanzlei_Feb._2018.pdf

Weitere Informationen zum Thema Evakuierungsaktion finden Sie hier BAAK/Start/Evakuierungsaktion


Was Kraftwerksgegner an Atom-Übung kritisieren

14. November 2017 Von Sven Koukal

Bürgerinitiative spricht von unrealistischem Test der Behörden. Aus ihrer Sicht läuft einiges schief.

Was wirklich bei einem Störfall im Kernkraftwerk in Gundremmingen passiert, ist kaum kalkulierbar. Davon sind Experten überzeugt. Wie realistisch ist also eine theoretische Übung an den Computerbildschirmen, wie sie am Samstag in den Landratsämtern stattgefunden hat?

Raimund Kamm, Vorsitzender der Bürgerinitiative (BI) Forum, fällt ein hartes Urteil: „Ich halte die Übung für völlig unrealistisch.“ Aus seiner Sicht seien die Lehren des Unglücks in Fukushima noch nicht richtig angekommen. Er hält es für bedenklich, dass die Katastrophenpläne nicht den Empfehlungen der Strahlenschutzkommission entsprechen. Eine Erkenntnis sei gewesen, dass Radioaktivität sich weiter verteilen kann als ursprünglich angenommen. „Bei starkem Westwind kann es zum Beispiel auch ganz schnell Gersthofen erwischen“, sagt Raimund Kamm.

Kamm fordert bessere Vorbereitung für Bevölkerung
Kritik äußert er vor allem im Vorgehen nach der eigentlichen Katastrophe. „Menschen evakuieren sich selbst, wenn sie nicht wissen, wie sie vorgehen müssen“, erklärt Kamm. Eine Simulation wie am Wochenende werde dem Realfall demnach in vielen Aspekten nicht gerecht. Kamm nennt ein Beispiel: „Gibt es nach der Katastrophe nur unvollständige Infos, was wirklich passiert ist, dann sagt doch jeder seinen Liebsten: ins Auto steigen und fliehen“, mutmaßt der Vorsitzende. Die Konsequenz: Straßen verstopfen, Unfälle passieren, Panik könnte ausbrechen. „Und wer weiß, ob im Zweifel Polizisten und Feuerwehrmänner ihrer Arbeit nachgehen oder doch eher an die eigene Familie denken.“

Der Knackpunkt sei, dass Menschen derzeit nicht richtig vorbereitet sind: „Die Bürgerinitiative fordert daher einen offenen Dialog zwischen der Regierung, Kernkraftwerk-Betreibern und der Bevölkerung.“ Jeder müsse sich real mit dem Thema auseinandersetzen. Er nennt das Beispiel Feueralarm in der Schule: „Das wird jedes Jahr mehrmals von Lehrer und Schülern geübt, dass eben jeder weiß, wie die Abläufe sein müssen.“

Weiterhin umstritten: Vergabe der Iod-Tabletten
ÖDP-Kreisrätin Gabi Olbrich-Krakowitzer bewertet ein anderes Vorgehen im Katastrophenfall als falsch: „Kaliumjodidtabletten müssen in Kindertagesstätten, Schulen, Großbetrieben und möglichst in jeder Kommune vorhanden sein – nicht irgendwo im Landkreis.“ Im Ernstfall, so sieht es der Katastrophenschutz vor, werden die Tabletten zu Feuerwehrhäusern und Apotheken gebracht und dort an die Menschen verteilt werden. „Die Ausgabe wie im Drive-In eignet sich nicht“, sagt die Politikerin. Sie plädiert für „kurze und schnelle Wege“. Auch rechtlich müsse nachgebessert werden, denn Lehrern ist es nicht erlaubt ihren Schülern eine Dosis zu verabreichen. „Dafür müssten Eltern dann zur Schule fahren, damit die Kinder rechtzeitig versorgt sind“, erklärt Olbrich-Krakowitzer.

Dass eine problemlose Abgabe vorab möglich sei, zeige das Beispiel Aachen. Aufgrund der Nähe zum belgischen Atomkraftwerk Tihange haben dort Menschen bis zu 45 Jahren, Schwangere und Stillende bereits im September dieses Jahres kostenlos Tabletten erhalten, die Schilddrüsenkrebs verhindern sollen. „Warum das bei uns nicht möglich ist, weiß ich nicht. “, sagt sie. Ein Brief an Ministerpräsident Horst Seehofer soll Klarheit bringen.

Quelle Augsburger-Allgemeine: www.augsburger-allgemeine.de

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