Zellulare Stromnetze: Pilotprojekt LINDA, Bordesholm und Science Slam

Pilotprojekt LINDA in Niederschönenfeld im schwäbischen Landkreis Donau-Ries.

Lokale Inselnetzversorgung und beschleunigter Netzwiederaufbau mit dezentralenErzeugungsanlagen bei großflächigen Stromausfällen.

Projektbeschreibung

Im Projekt LINDA hat die LEW Verteilnetz GmbH (LVN) mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft ein wegweisendes Notstromkonzept entwickelt. Es nutzt erneuerbare Energien zum Aufbau eines stabilen Inselnetzes. In Feldtests, die in ihrem Umfang in Bayern und Deutschland einzigartig sind, wurde das Konzept erfolgreich umgesetzt. Es lässt sich besonders gut übertragen und kann so einen wichtigen Beitrag zur Krisenvorsorge leisten.

[...]

Quelle und weitere Infos: www.lew-verteilnetz.de


 

Zellulare Stromnetze – Science Slam

Von Eberhard Waffenschmidt

Ebenfalls im Solarbrief 1/2019 auf Seite 52 erschienen.

Bild: Eberhard Waffenschmidt

100% Erneuerbare Energien erfordern eine verteilte, dezentralisierte Energieerzeugung. Dem entspricht eine wesentlich stärker in einzelne Zellen aufgegliederte Netzstruktur, einem „Zellularen Stromnetz“. Die einzelnen Zellen können bei Bedarf autark sein, aber sind im Regelfall miteinander verbunden. Das Stromnetz wird so von unten nach oben organisiert. So wird auch in Zukunft die Stromversorgung zuverlässiger und sicherer und kann lokal auch bei einem globalen Blackout weiterbetrieben werden.
Zu diesem Thema habe ich kürzlich einen unterhaltsamen Science-Slam gehalten.

Hier folgt der Link zum Video sowie das Manuskript zum Slam:

> zum You-Tube-Video

Herzlich willkommen zu meiner Präsentation über „Zellulare Stromnetze“. Hierbei geht es darum, wie wir in naher Zukunft unseren Strom besser verteilen als heute. Elektrischer Strom ist ja für unsere Zivilisation dermaßen unverzichtbar geworden, dass wir nicht einmal eine anständige Präsentation ohne Strom (Video-Beamer wird schwarz) — Oh, was ist das? Ich fürchte wir haben hier einen Blackout vom Videobeamer. Na, ja, damit wären wir auch schon direkt mittendrin im Thema (Präsentation auf dem Video-Beamer geht weiter, Schriftzug „Blackout“ erscheint):

Blackout – Ein europaweiter Ausfall der Stromversorgung bedeutet: Kein Wasser kommt mehr aus der Leitung, die meisten Heizungen versagen ihren Dienst, Autos können nicht mehr tanken, Telefon und Internet fallen aus und und… Mark Elsberg hat das sehr anschaulich in seinem Roman mit dem Titel Blackout beschrieben. Kennt den jemand?

Jetzt werden Sie vielleicht sagen: Kann mit gar nicht passieren, denn ich habe ja eine Solaranlage auf dem Dach. Und außerdem hat unsere Gemeinde einen Windpark vor der Tür. Tja, nur leider sind alle dezentralen Erzeuger so gebaut, dass sie bei einem Blackout ebenfalls abschalten – aus Sicherheitsgründen. Und nun stellen sie sich einmal ein typisch deutsches Dorf vor: Nach vielem hin und her haben die Bewohner Solaranlagen auf den Dächern. Bei den Windanlagen hat es schon mehr Streit gegeben: Zwei Fraktionen haben sich bitter bekämpft, bis sich die Windräder endlich drehen. Und so erzeugt das Dorf bei Wind und Sonnenschein seinen eigenen Strom.

Außer bei einem Blackout, womöglich noch bei einem wichtigen Endspiel? Stellen sie nun vor, ich als Ingenieur müsste mich dann vor die wütende Meute stellen, dann wären Worte wie „Idioten“ oder „Hirn geschissen“ wohl noch die harmlosere Variante. Dabei muss das nicht unbedingt sein. Es ist mit etwas Aufwand tatsächlich möglich, das Dorf allein mit lokalen Erzeugern – Wind, Sonne, etwas Speicher – vor Ort mit Strom zu versorgen.

Und dann: Ganz Zentral-Europa ist vom Blackout betroffen…
Ganz Europa? Nein! Ein von unbeugsamen Energieaktivisten bevölkertes Dorf hört nicht auf der Dunkelheit Widerstand zu leisten…
Und es werden mehr! Mehr, die sich zu einem Netzwerk zusammenschließen und im Alltag Energie untereinander austauschen.

Die jeweils eigene Netz-Zellen bilden und Energie weitgehend lokal nutzen.

Bild: www.100pro-erneuerbare.com

Bild: www.100pro-erneuerbare.com

Die sich zu größeren Gebilden zusammenschließen und die Energienutzung untereinander organisieren.
Bis ein großes Stromnetz entsteht, mit Regionen, die untereinander verbunden sind, aber mit Vorrang Energie lokal nutzen. Ein „zellulares Stromnetz“. Sie werden vielleicht sagen, das haben wir doch jetzt auch schon. Der Unterschied liegt aber darin, wie die Stromverteilung organisiert wird, auf welche Weise wir unser Netz „intelligent“, zu einem „Smart Grid“ machen.

In unserem zellularen Netz organisieren sich die vielen Nutzer von unten, schließen sich zusammen in den höheren Ebenen. Das nennt sich „Bottom-up“-Ansatz. Auf Kölsch übersetzt bedeutet das „Arsch huh“: Wir müssen und können den „Hintern hoch“ bekommen, so wie die Energiewende im ersten Jahrzehnt auf zigtausenden Menschen basiert, die ihren „Arsch huh“ bekommen haben.
Eine vergleichbare Struktur hat die evangelischen Kirche. Die Gemeinden wählen ihre Pastöre selber und ihre Superintendenten.

Im Gegensatz dazu ist die katholische Kirche von oben nach unten, „top down“ strukturiert. Viele Fachleute stellen sich ein „Smart Grid“ so ähnlich vor: Eine Zentrale steuert jede Komponente im Stromnetz. Das wäre praktisch so, als wenn der Papst abends um 10 Uhr per Knopfdruck Ihre Waschmaschine einschalten würde. Das könnte dann aber nicht nur der Papst, sondern auch Hacker könnten das. Der „Arsch huh“-Ansatz, dezentral von unten nach oben, ist in der Hinsicht viel schwieriger zu manipulieren und daher für das Stromnetz der Zukunft geeigneter.

Das Ganze ist übrigens nicht die spinnerte Idee eines kleinen Professors von irgend so ’ner Hochschule. Es gibt tatsächlich mehrere Beispielprojekte für solche „gallischen Energiedörfer“, die dem Blackout widerstehen wollen: In Wildpoldsried, in Niederschönfeld und in Bordesholm, wo ich konkret dran beteiligt bin.
Vor allem gibt es vom VDE eine Arbeitsgruppe zu diesem Thema. Und das lässt mich hoffen, dass der Ansatz eines Zellularen Stromnetzes tatsächlich verwirklicht werden könnte. Und wir damit einen europaweiten Blackout vermeiden können.

Zum Abschluss habe ich ihnen noch ein kleines Lied mitgebracht. Und wie könnte es anders heißen als:

Blackout

Prof. Dr.-Ing. Eberhard Waffenschmidt

Blackout! – Lässt uns im Dunkeln steh’n.
Blackout! – und es wird nichts mehr geh’n.
Blackout! – Lässt uns erst ganz versteh’n
wie süchtig nach Energie
wir sind wie nie.
Wie Junkies den nächsten Kick.
wie Babies die Muttermilch
brauchen wir Energie.

Blackout! – Morgens gibt’s kein Kaffee.
Blackout! – Abends gibt’s kein TV.
Blackout! – Es fehlt die Energie,
die unsere kleine Welt
bei Laune hält.
Wenn Fehler uns alle bedroh’n:.
Ohne Fernseh’n und Strom
Kommt es schnell zur Rebellion!

Ohne Strom – Rebellion
Ohne Strom – Rebellion
Ohne Strom – Rebellion
Ohne Strom!

Blackout.

Weitere Links:

Thema Zellulare Netze


 

Alles ein  Science-Fiction-Roman? Nein!

Bordesholm zeigt: Vollversorgung durch Erneuerbare Energien und Speicher ist schon heute möglich

29. April 2019 von Hans-Josef Fell

hans-josef-fell.de

hans-josef-fell.de

Am 25. April hat der Schleswig-Holsteinische Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) den neuen Batteriespeicher der Versorgungsbetriebe Bordesholm (VBB) eingeweiht. Was sich erstmal nach nicht mehr als einer Randnotiz anhört, ist für die ganze Energiebranche von höchster Bedeutung, denn:

Der aus 100% Erneuerbaren Energien gespeiste Speicher kann nicht nur innerhalb von 0,2 Millisekunden die Versorgung der gesamten Gemeinde (4000 EinwohnerInnen) übernehmen, sondern soll jährlich 1 Millionen Euro Umsatz und 200.000 Euro Reingewinn einbringen.

VBB-Direktor Frank Günther hatte dieses landesweite Pionierprojekt seit Jahren vorangetrieben. Nun er zeigt denjenigen, die es immer noch nicht glauben wollen, dass 100% Erneuerbare Energien Versorgungssicherheit schaffen und gleichzeitig wirtschaftlich sein können. Günther ist als Unternehmer und jahrelanger Verfechter der Umstellung auf 100% Erneuerbare ist auch einer der Protagonisten im Film „Power To Change – Die Energierebellion“.

Besonders interessant an seinem Projekt ist die Tatsache, dass

Quelle und ganzer Artikel: hans-josef-fell.de


Quelle und ganzer Artikel: www.kn-online.de

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